Die Operette "Der Carneval in Rom" ist ein sicherlich zu Unrecht lange Zeit in Vergessenheit geratenes, heute wiederentdecktes Bühnenwerk von Johann Strauss (Sohn). Ihre Entstehungsgeschichte ist problematisch, es liegen drei Fassungen vor, eine erste von 1872-73, die Fassung der Uraufführung vom März 1873 in Wien und eine letzte desselben Jahres mit Nachträgen. Die autografe Partitur von Komponist und Librettist, die sich heute in der Wienbibliothek befindet, überliefert nur einige Stücke aus dem Werk und setzt erst mit der Arie Nr. 7 aus dem 2. Akt ein. Für den Neudruck unter Einbeziehung der Erstfassung in der Neuen Johann Strauss Gesamtausgabe (Serie I/2/02) mussten Teile rekonstruiert werden. – Unser Fragment enthält Musik aus dem ersten Akt, beginnend mit der Introduktion und dem ersten Auftritt der Marie, mitten im Notentext einsetzend, ohne Titel. Gelegentlich wird auf die jeweilige Handlung durch kurze Anmerkungen oberhalb der Noten hingewiesen. Der Gesang ist in die Klavierstimme übertragen, daher entspricht unser Fragment auch nicht dem bei Schreiber in Wien erschienenen Klavierauszug, aber dies sind nicht die einzigen Abweichungen davon. Offenbar bezieht sich das Manuskript nicht auf die endgültige Fassung, sondern auf eine frühere. Auch die Tonarten sind zum Teil andere, am Anfang steht etwa E-Dur, statt des späteren Es-Dur. Auch wenn es durchaus Ähnlichkeiten mit der Notenhandschrift von Strauss gibt, die eine Eigenhändigkeit nicht ausschließen, wagen wir eine Zuschreibung nicht. Allerdings dürfte das Manuskript zumindest seinen Ursprung im näheren Umkreis des Komponisten haben. Seinen Quellenwert für die Überlieferungsgeschichte der Operette gilt es noch zu ermitteln. – Etw. gebräunt und fleckig, kleine Randläsuren.