62: BUTTSTÄDT – STADTRECHNUNGEN – "BUTTSTÄDTISCHE STADT-RECHNUNG

von Laetare 1715 biß dahin 1716, geführet von Gottfried Lorenzen D(oktor) und Stadt-Juristen..." Deutsche Handschrift auf festem Bütten in vier Teilen. Dat. Buttstädt (Thüringen) 1715/16. Gr.-Fol. (34,4 x 21,5 cm). Mit kalligrafiertem Titel zum II. Teil. 41 nn. Bl., 1 weißes Bl., 28 nn. Bl., 1 weißes Bl., 12, 14 nn. Bl. Läd. Hpgt. d. Zt. (14)
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Umfangreiches Rechnungsbuch der Stadt Buttstädt im Herzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach, heute Thüringen. Neben interessanten Einblicken in die reich gegliederte Gesellschaft dieser in der späten Barockzeit aufstrebenden Stadt, sind hier auch einige historische Ereignisse dokumentiert. So hat die Stadt am 9. November 1715 eine „neue Feuer Kunst“ erhalten, die am 11. des Monats von 22 Personen „probiret“ worden sei. Es handelt sich um die Neuanschaffung einer Feuerspritze, die wohl jene von 1605 ersetzt hat (dies war bislang nicht bekannt, siehe auch den Wikipedia-Artikel „Buttstädt“, wo es heißt, die alte Spritze von 1605 sei bis 1884 eingesetzt worden). Ein „Orgel-Bauer von Brombach“ habe das „Orgelwerck probiret“ (18. 11. 1715; beides auf fol. 9r. des III. Teils); zuvor hatte ein anderer Orgelbauer am 23. 7. 1715 die Orgel gestimmt (Tl. III, 11r).

Erwähnt sind auch Zahlungen an den Superintendenten Johann Anton Mylius (1657-1724, Tl. IV, fol. 5v.). Mylius ist Textdichter und Auftraggeber einer erst jüngst aufgefundenen Kantate von Johann Sebastian Bach gewesen, „Alles mit Gott und nichts ohn‘ ihn“ (BWV 1127), geschrieben im Oktober 1713 für Herzog Wilhelm Ernst. Interessanterweise finden sich in dem Rechnungsbuch zwei Einträge „Hanns Bach“ und „Hanns Bach zu Erfurt“ (soweit letzterer richtig gelesen; Tl. I, fol. 36v und 37r). In Buttstädt wirkte übrigens auch Bachs Lieblingsschüler Johann Ludwig Krebs.

Verzeichnet sind Einnahmen verschiedener Art, Ausgaben unter anderem für Baumaßnahmen, Schulwesen, Verköstigung, Geschenke an den Herzog, Botendienste (meist für Urkunden aus Weimar) etc. Der zweite Teil mit einem schön kalligrafierten Titel der „Keller-Rechnung“ des Stadtkämmerers Heinrich Tobias Friesen, der dritte Teil mit einer weiteren „Keller-Rechnung“, geführt von Johann Christoph Thomas, schließlich die „Getreydig-Rechnung“ des Johannes Christian Harnisch (gestorben 1730). – Buchblock gebrochen, tls. etw. gebräunt und fleckig. – Beiliegt ein weiteres Rechnungsbuch der Stadt Buttstädt aus den Jahren 1794/95.