Das Jagdschloss Glienicke, gelegen im Berliner Ortsteil Wannsee nahe Babelsberg, war schon im 19. Jahrhundert für seine besondere Gastronomie bekannt. Der Küchenbau, großzügig angelegt, lag nahe dem Schloss am Ehrenhof. – Neben den für ein Jagdschloss üblichen Wildgerichten finden sich unter den Rezepten auch "Bismarcksuppe" "Cumberlandsauce", "Darioles de foie gras à l’aspic", "Fasan à la Neva", "Halbjahrhundertsoße", "Heukrapfen", "Noisettes de veau à la Duchesse", Orangenmarmelade, "Steinplize Bordelaise", "Torta di Cipolle" und "Truites à la Vauclusienne". Letztere hatte man, neben anderen regionalen Spezialitäten, auf einer Reise durch das Département Vaucluse in Südfrankreich kennengelernt; dieses auf Französisch abgefasste Rezept ist datiert: Sorgues le 13. Mai 1901, mit Vermerk: "Recettes appartenant à S. A. R. Monseigneur le Prince F. Lépold de Prusse", ein anderes ist auf Briefpapier des Hotels Auguste Vincent in Sorgues geschrieben, mit dem Hausrezept für Kalbsleber, ein weiteres auf der Rückseite eines Telegrammformulars der Prinzessin. Prinz Friedrich Leopold von Preußen (1865-1931) war ein Schwager der Kaiserin Auguste Viktoria und ist von 1885 an Hausherr des Jagdschlosses gewesen; diese Phase endete 1919 mit der Auswanderung des Prinzen in die Schweiz. – Einzelne der Rezepte sind vom Küchenchef signiert, andere wurden, laut Vermerken, aus Zeitschriften übernommen, so aus dem britischen Magazin "Truth", das seit 1877 in Großbritannien erschienen ist. – Tls. etw. gebräunt und fleckig, leichte bis mäßige Gebrauchsspuren.