45: QASIDA AL-BURDA.

Arabische Handschrift auf geglättetem Papier. Wohl Osmanisches Reich, dat. 1278 (d. i. 1861/62). 21,6 x 13,7 cm. Mit zwei von ornamentalen Bordüren gerahmten Textzierseiten am Anfang, die erste in Muschelgold und Deckfarben sowie mit Kopfstück, die zweite einfacher, der Haupttext durchgehend alternierend in Gold, Blau, Rot und Schwarz. Alle Seiten mit mehrlinigen Textrahmen und Unterteilung in 9 Felder (davon 5 mit Text) durch goldene Linien, daran seitlich angefügt Kommentarleiste mit je einer geraden und 6 schräggestellen Zeilen, jeweils voneinander abgetrennt durch Streifen in Muschelvg. Schriftspiegel des Haupttexts: 12 x 6 cm. 7 Zln. 25 nn. Bl. Blindgepr. Ldr. d. Zt. (stärker beschabt und bestoßen). (138)
Schätzpreis: 800,- €
Ergebnis: 7.000,- €


Die recht dekorativ und großzügig gestaltete Handschrift enthält das Hauptwerk des sufischen Dichters Imam al-Busiri (1213-1294), die Ode (Qasida) zum Lob des Propheten Mohammed, die "Qasida al-Burda". Das in zehn Kapitel mit insgesamt 160 Versen gegliederte Gedicht mit dem Incipit "Amin tadhakkuri jiranin bi dhi salami" gilt als eines der schönsten Beispiele arabischer Poesie, ist aber nicht in der ganzen islamischen Welt anerkannt, natürlich im Sufismus, weithin auch bei den Sunniten; allerdings hat der sunnitsche Gelehrte Muhammad ibn Abd al-Wahhab, Gründer des Wahhabismus, darin "Shirk" gesehen, Götzendienerei. Die Seitenfelder, die sicherlich nachträglich hinzugefügt wurden, enthalten einen der ca. 90 Kommentare, die es zu diesem Text gibt. Da sie in Tinte und Handschrift mit dem Kolophon, das das Datum nennt, übereinstimmen, dürfte die Entstehungszeit des Haupttextes etwas früher anzusetzen sein. Abgefasst im Naskhi-Duktus, wahrscheinlich im Osmanischen Reich. Der Haupttext, durchgehend mit Kustoden versehen, ist komplett mit allen Strophen, die auf jeder Seite zu je sieben Zeilen in die Textfelder eingetragen sind, wobei die obere und die untere in Gold, die mittlere abwechselnd in Rot und Blau und die verbleibenden vier in Schwarz eingeschrieben wurden. Dieses System hat nichts mit der inhaltlichen Bedeutung der Textzeilen bzw. der Verse zu tun, sondern dient der Zierde. – Vorsätze mit Vermerken und einigen Gebrauchsspuren; alle Bl. durch alt eingeklebte Serpentes getrennt, etw. fleckig und gebräunt.