Dieses in sauberer und sehr kleiner Schrift abgefasste Manuskript ist die vielleicht bedeutendste Quelle, noch dazu ein Selbstzeugnis von eigener Hand, die von den Pariser Anfängen der wissenschaftlichen Karriere des großen französischen Astronomen und "Kometenjägers" Charles Messier überliefert ist. Er hat hier von der Abreise aus seiner lothringischen Heimatstadt Badonviller am 23. September 1751 bis einen Monat vor seiner einzigen größeren Schiffsreise, die er im Mai 1767 begann, alle Ausgaben und Einnahmen akribisch vermerkt. Nach seiner Rückkehr hat er diese Gewohnheit indessen nicht mehr aufgenommen, obwohl noch viel freier Platz in dem Band gewesen wäre. Die vorhandenen Aufzeichnungen sind jedoch eine biografische Fundgrube erster Güte. Schon die Reise von Lothringen nach Paris, die er mit seinem älteren Bruder und einem (Monsieur) Vallet gemacht hat, sowie die mitgenommenen Utensilien, sind zu Beginn dokumentiert. Unterstützung erhielt Messier durch seine Eltern und den befreundeten Abbé Thélosen. Am Abend des 4. Oktober 1751 kam Messier dann zu dem berühmten Marineastronomen Joseph-Nicolas Delisle (1688-1768), der ihn wegen seiner feinen Schrift als Schreiber beschäftigte – und dies zurecht, wie unser Autograf zeigt.
Messiers Einträge geben einen unmittelbaren Einblick in seine Lebensverhältnisse und viele Ereignisse, Reisen, Kontakte, Käufe von Materialien, Instrumenten und Literatur, die Briefkorrespondenz (alle Namen der teils sehr prominenten Empfänger und Absender werden genannt). Wir erfahren zum Beispiel, dass Messier für den Jesuiten Louis Patouillet eine "reduction du plan de la ville de Pekin" angefertigt hat, "pour mettre dans les lettres edifiantes", aber auch, dass er ein regelmäßiger Lotterie-Spieler war, der nicht selten gewann, oder, dass er die "Maschine de Marly" (das Pumpwerk von Versailles) 1756 besichtigt hat. Immer wieder macht Messier längere, meist kommentierende oder erklärende Einträge, zum Beispiel zur erworbenen Fachliteratur und den versendeten und empfangenen Briefen. Selbst wenn er ein Bier oder eine Flasche Wein trinken geht, erfahren wir mit wem und wo. In tagebuchartiger Form wird somit vieles ersichtlich, was sonst kaum in Memoiren oder eine Biografie Eingang gefunden hätte, etwa welche Instrumente und Bücher Messier besessen hat, wer seine Korrespondenzpartner waren, welche Einrichtungsgegenstände er besaß, welche Kleidung er trug, welches Dienstpersonal er beschäftigte, dass er gerne "Bavaroise au lait" trank und des öfteren Komödien besuchte. Seine Bibliothek umfasste neben astronomischen Werken auch einige Belletristik, antike Autoren und Theologisches. Nach den Einträgen über die Ausgaben lässt sich zumindest in Umrissen der Ablauf mancher Tage nachzeichnen, zum Beispiel der 29. Januar 1764, als er in Versailles dem König die Route des von ihm am 3. des Monats neu entdeckten Kometen (C/1764 A1) unter der Ägide des Staatssekretärs Saint-Florentin präsentieren durfte (ebenso am 4. 5. 1766, wegen der zwei Kometenbahnen dieses Jahres). Am 8. August 1765 durfte er im Observatorium des Marquis de Courtanvaux in Colombes damit beginnen, Untersuchungen im Vorfeld der für den 16. des Monats erwarteten Sonnenfinsternis anstellen.
Das Rechnungsbuch gibt natürlich an erster Stelle über Messiers finanzielle Verhältnisse Auskunft. Das Startkapital der Eltern waren 100 Livres, ein Jahr später erhielt er vom Abbé Thélosen weitere 243 und 48 durch einen Kaplan des Prinzen von Salm. Erst im Juli 1755 erfolgte die erste Gehaltszahlung über 750 Livres durch die Marine, wo er seit Januar 1754 als Schreiber und Kartenzeichner arbeitete (für 250 Livres vierteljährlich). Eine Auseinandersetzung mit seinem Arbeitgeber Delisle hat er sowohl in der Ausgaben – wie in der Einnahmen-Tabelle der Jahre 1761/62 festgehalten. Anlässlich einer im Juli 1761 versprochenen Gehaltszahlung über 400 Livres, die Delisle im Januar 1762 nicht einhalten wollte und nur 198 auszahlte, kam es zum Streit, der aber durch eine Vereinbarung im Februar beigelegt werden konnte. Ein weiteres unerfreuliches Ereignis war am 14. 9. 1761 erfolgt: Durch ein Versehen zerstörte Messier ein kostbares Teleskop, das John Dolland gefertigt und Nicolas-Louis de Lacaille an Delisle geliehen hatte. Die Linse zersprang in drei Teile, was eine kleine Zeichnung zeigt. Doch kam der damalige Parlamentspräsident Jean Baptiste Gaspard Bochart de Saron, der auch Astronom war und für den Messier die Gläser inspizieren wollte, für den Schaden auf. – Stellenw. gering fleckig, minimal gebräunt. – Eine unerwartete Entdeckung einer künftig unverzichtbaren Quelle für die biografische Forschung zu Messier.
Source of high auto-biographic value, by astronomer Charles Messier. – French account book manuscript on laid paper. Dated Paris, 1751-67. 64 sheets (expanses), 70 sheets (empty manuscript tables), 5 sheets (expanses), 13 sheets (empty tables), 4 blanks. – This manuscript, written in neat and very small handwriting, is perhaps the most important source, and a testimony by his own hand, that has survived from the Parisian beginnings of the scientific career of the great astronomer and comet hunter Charles Messier. He meticulously recorded all his expenses and income from the time of his departure from his home town of Badonviller in Lorraine in 1751 until one month before his only major expedition, which he began in May 1767. After his return, however, he did not resume this habit, although there was still plenty of free space in the volume. However, the existing notes are a first-class biographical treasure trove. Messier’s entries provide a direct insight into his life and many events, travels, contacts, purchases of materials, instruments and literature, and his correspondence (all the names of the sometimes prominent recipients and senders are mentioned). – Again and again Messier makes longer, mostly commentary or explanatory entries, for example on the specialist literature he has acquired. The account book naturally provides information about his financial circumstances first and foremost. – Partially slightly soiled, minimally tanned. – Contemporary calf with floral gilt-tooling on the spine, and marbled end papers (joints slightly brittle; scuffed and bumped).
Source de grande valeur auto-biographique, par l’astronome Charles Messier. – Manuscrit français d’un livre de comptes sur papier vergé. Daté Paris, 1751-67. 64 feuillets (dépenses), 70 feuillets (tables manuscrites vides), 5 feuillets (dépenses), 13 feuillets (tables vides), 4 blancs. – Ce manuscrit, rédigé dans son écriture très petite, est peut-être la source la plus importante, qui nous soit parvenu des débuts parisiens de la carrière scientifique du grand astronome et chasseur de comètes Charles Messier. Il a consigné méticuleusement toutes ses dépenses et tous ses revenus depuis son départ de Badonviller en Lorraine en 1751 jusqu’à un mois avant sa seule grande expédition, qu’il entreprit en mai 1767. Après son retour, il ne reprit pas cette habitude, bien qu’il y eût beaucoup d’espace libre dans le volume. Les notes existantes constituent cependant un trésor biographique de premier ordre. Les entrées de Messier donnent un aperçu direct de sa vie et des nombreux événements, voyages, contacts, achats de matériel, d’instruments et de littérature, ainsi que de sa correspondance (tous les noms des destinataires et des expéditeurs, parfois importants, sont mentionnés). A plusieurs reprises, Messier fait de plus longs commentaires ou des explications, par exemple sur la littérature spécialisée qu’il a acquise. Le livre de comptes fournit bien sûr avant tout des informations sur sa situation financière. – Légèrement sali, peu tanné. – Reliure en veau de l’époque, avec un décor floral doré sur le dos, et des gardes marbrées (joints légèrement fragiles; éraflures et bosses).