144: SULZ – ESTHER VON MEGGAU,

geborene Gräfin von Sulz (1592-1633). Testament. Deutsche Urkunde auf Papier mit e. U. Dat. Wien, 3. 2. 1626. Fol. (31,2 x 20,9 cm). 7 nn. Bl. (13 1/2 S. Text). Alte, tls. gelöste Fadenbindung. (134)
Schätzpreis: 350,- €


Das Testament einer Gräfin und kaiserlichen Hofdame im Wien des frühen 17. Jahrhunderts: Esther Gräfin von Sulz, geboren 1592 in Meinsberg, gestorben am 17. September 1633 in Wien, war eine Tochter des Karl Ludwig von Sulz Klettgau (1560-1616) und der Dorothea Katharina Sayn von Hachenburg (1562-1609). Im Jahre 1617 heiratete sie Ferdinand Helfried von Meggau (1582-1620), kaiserlicher Obersthofmeister sowie Kämmerer und Obrist der Kavallerie, der in der Schlacht am weißen Berg bei Prag verwundet und bald darauf verstorben ist. Das Paar hatte drei Töchter, die älteste, Anna Susanna, war die spätere Gemahlin des Grafen Mathias von Khuen Belasy. Esther war für drei Jahre Hofdame der Kaiserin Anna (1614-16; siehe Katrin Keller, Hofdamen, Wien 2005, S. 325: Kurzbiographie). Sie ist wohl bald nach dem Tod ihres Mannes erkrankt und rechnete bereits 1626 mit ihrem Tod. Das Testament habe sie "auß aignem Antrieb und bewegung, frey lediglich, von niemandt dabei beredt, ungezwungen, und angetragen" gemacht. Ihr Wille ist, dass sie in der Michaelerkirche in Wien "ohne sondern Pomp, oder Pracht" bestattet werde. In den folgenden drei Tagen sollen die Exequien und der Gottesdienst abgehalten werden. Die armen Brüder, die die drei Trauertage abhalten werden, die seit 1626 dort ansässigen Barnabiten, sollen dreihundert rheinische Gulden dafür erhalten, weitere dreitausend sollen, was schon der letzte Wille ihres Gemahls gewesen sei, in eine Stiftung bei der Michaelerkirche fließen, damit "Gottsdienst und Sacra verrichtet werde". Dass der kaiserliche Obersthofmeister Freiherr von Meggau 1619 eine Familiengrablege, die Meggaugruft unter der heutigen Theresienkapelle, gestiftet hat, ist aus einem Kontrakt bekannt (siehe: A. Weigl, Wien im Dreißigjährigen Krieg, Wien 2001, im Aufsatz über die Adelsgräber von M. Hengerer, S. 299). Die Witwe hat dies also durch eine größere Stiftung weiter gefördert. Mehrere hundert Gulden sollten auch die Jesuiten, Karmeliten, Franziskaner, Minoriten, das Lazarett, die "Bruderschaft der Armen" sowie die Nonnen des Himmelpfort – und des Nikolaiklosters erhalten. Ihrer Tochter Anna Susanna vermachte sie einen "Ring, umb und umb mit diamant versezt", der Tochter Christina Elisabeth einen Rubinring, weitere Objekte ihrer Schwester Agnes, einer Schwägerin Barabara, geborener Meggau, und vielen weiteren Verwandten, manches auch der Dienerschaft. Die drei Töchter Anna Sändl (Susanna), Esther und Christina Elisabeth setzte sie zu Universalerben der Liegenschaften ein. Es folgen zahlreiche Nachfolgeregelungen in unterschiedlichen Angelegenheiten, dann die Bestätigung des Testaments aus freiem Willen und die Unterzeichnung mit eigener Hand etc. Die Unterschrift am Ende in etwas zaghafter Handschrift von der Hand der Gräfin. – Interessantes Dokument zur Wiener Stadtgeschichte am Beginn des Dreißigjährigen Kriegs. – Das Siegel fehlt, erstes Bl. lose, Deckbl. mit Klebstreifenspuren am Rand, etw. gebräunt und fleckig. – Interessantes Dokument zur Wiener Stadtgeschichte am Beginn des Dreißigjährigen Kriegs.