11: PORCIA – CALIN VON MARIENBERG – DARSTELLUNG DES STAMMBAUMS DER FAMILIE PORCIA.

Lateinische Handschrift auf Papier. Dat. Wien, "absolutum die" 4. 9. 1677. 122 x 81 cm. Tls. lavierte Federzeichnung auf Bütten, einzelne Partien gouachiert. Text in Feldern und Kartuschen. (170)
Startpreis: 1.000,- €
Ergebnis: 1.000,- €


Ein nach den Forschungen und mit einiger Sicherheit sogar eigenhändig durch den kaiserlichen Hofhistoriografen in Wien, Dominikus Franziskus Calin (auch, wie hier, Colin), Pfalzgraf von Marienberg, erstellter und mit einigem Aufwand gezeichneter Stammbaum. Calin hatte sich, laut Jöcher, „sonderlich auf die Genealogie gelegt und einige Werke über bedeutende Adelsgeschlechter verfasst“, darunter jene über die Dietrichstein (I, 1564). Zur Biografie von Calin ist nur wenig bekannt. Für Kurfürst Ferdinand Maria von Bayern war er seit 1664 in München als Hofratsschreiber tätig, zuerst als bibliothekarischer Gehilfe, dann in der Hofkanzlei als kurfürstlich-bayerischer Bibliothekar bis Ende 1669. Ein Dokument der Münchner Hofratsregistratur von 1662 bezeugt Calin als Herausgeber von bayerischen Stammbäumen. Eine 1987 wiederentdeckte gezeichnete Landkarte erweist sein erhebliches Talent im Kopieren von Vorlagen und dem Zeichnen an sich, in diesem Fall nach Apian. Zudem beginnt er noch in München, genealogische Abhandlungen zu verfassen. Über seine Wiener Tätigkeit als Geschichtsschreiber Kaiser Leopolds I. ist indessen wenig bekannt.

Dieser Stammbaum dürfte dazu beitragen, sein Schaffen in dieser Zeit etwas zu erhellen. Das im Jahre 1662 in den Reichsfürstenstand erhobene Geschlecht der Porcia (auch Portia oder Porzia) führte sich bis auf die Könige von Troja zurück; sicher bezeugt ist seine Geschichte allerdings erst seit dem späten 12. Jahrhundert. Calin lässt seinen Stammbaum mit dem legendären Armanius Portia de Purliliis beginnen, der als Feldherr gegen die Hunnen gekämpft und 452 bei Aquileja gefallen sein soll. Von ihm geht eine ununterbrochene Linie aus, die bis in die Entstehungszeit reicht und mit Franz Anton Porcia (1663-1698) endet. Bis zu 28 männliche wie weibliche Familienmitglieder enthalten die ausladenden „Äste“ des Stammbaums nebeneinander in einer Generation (die meisten im frühen 17. Jahrhundert). Als Portraitbüsten im Rund dargestellt sind fünf bedeutende Familienmitglieder, die größte und im Lorbeerkranz ist die des Armanus mit dem Familienwappen, die vier kleineren auf zwei seitlichen Obelisken, links unten Johann Ferdinand von Porcia (1605-1665), ein Vertrauter Kaiser Leopolds I. und als Obersthofmeister dessen erster Minister. Darüber Johann Karl (1635-1667), Landeshauptmann von Kärnten. Rechts unten Johann Sforza Porcia (1576-1624), Landeshauptmann von Görz, oben der schon erwähnte, zur Zeit der Zeichnung noch lebende Franz Anton, vielleicht der Auftraggeber des Stammbaumes. – Im unteren Bereich wasserrandig, Umrandung mit einigen Ausbrüchen und Schäden, tls. mit Klebefilm ausgebessert, mehrere Binnenausbrüche (einer größer, fast ohne Bildverlust), einige Knickspuren, gebräunt, wenig fleckig. – Bedeutendes Dokument.