Biografisch sehr interessanter Teil des Nachlasses von Einems, der zwar keine Autografen seiner eigenen Hand enthält – sieht man von einer Unterschrift des ca. sechsjährigen Schülers ab – dafür aber Vieles aus der frühen Korrespondenz seiner Familie. Meist sind dies Schreiben an ihn, aber auch der Austausch enger Verwandter untereinander, dazu Familienfotos sowie andere Erinnerungsstücke (Zeichnungen). Es ist wahrscheinlich, dass es sich hier um einen Teil der Familienkorrespondenz handelt, den von Einem für bewahrenswert gehalten hat, darunter an ihn gerichtete Briefe von seiner Mutter, seiner ersten Frau Lianne von Bismarck (1919-1962) sowie Schreiben an Lianne und ihn von seiner Schwiegermutter Gertrud von Bismarck (1890-1971). Diese war die Ehefrau von Gottfried von Bismarck (1881-1928), Besitzer von Gut Kniephof (Naugard, Hinterpommern). – Besonders aufschlussreich sind die Schreiben seiner als Spionageagentin tätigen mondänen, ständig umherreisenden Mutter Gerta-Luise (1889-1964), die man auch als "Mata Hari II" bezeichnet hat. Schreiben von ihr, die ein abenteuerliches Leben führte, dürften zeithistorisch noch interessanter sein als die des Sohnes, zumal in der Phase kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs aus Paris. Sie kontaktiert den Sohn anonym und macht sich im Herbst 1938 große Sorgen um ihn, er solle auf der Hut sein und nur "Überlegt schreiben", ebenso weist sie ihn scharf zurecht. Vorhandene Briefe von ihr: Jena, 7.9.1938; Frankreich (Puy de Dôme), 24.9.1938; auf einer Eisenbahnreise Zürich – Paris, 2./3.10.1938; folgende fünf aus Paris: 9.10.1938, 12.10.1938, 14.10.1938, 19.10.1938, 23.10.1938; der letzte aus St. Jakob, Österreich, 3. 11. 1951 (nach Zürich). – Auch die frühen Schreiben seiner ersten Frau Lianne aus einem Zweig der Bismarck-Familie sind interessant. Beide hatten sich während der Studien bei Boris Blacher in Berlin zur Zeit des Zweiten Weltkriegs kennengelernt. Sie schreibt ihm vom Bismarckschen Familiensitz Kniephof, heute im Nordwesten Polens; vorhanden sind Briefe vom 21.4., 23.5. und 31.5.1944; dazu ein Luftbrief, 12.4.1961, nach Tokyo, und zwei Postkarten (mit "Wey" und "Müsso" unterschrieben): Wien, 27.4.(1957) sowie aus dem West-Sanatorium in Bad Nauheim, 6.7.1961. Zwei Briefe von Gertrud von Bismarck, Liannes Mutter, gingen nach Ramsau bei Schladming (am Dachstein, Steiermark), geschrieben aus Fassoldshof in Oberfranken (25.6.1946 und 26.6.1946). Von seinem Sohn Caspar (1948-2021), dem späteren Innen – und Wirtschaftsminister in Österreich für die SPÖ, sind enthalten ein Brief aus England (19. 8. 1964?) und Postkarten: als Kind, 28. 4. 1956), 4.4. 1963 und März 1964. Weiterhin von Caspar an seine Mutter, August 1955 und 7. 2. 1961.
Die Fotos zeigen von Einem als Junge, ca. 12-14 Jahre alt, Atelier K. Jenckel, Malente Gremsmühlen, wohl um 1930; die Familie in einer Kutsche mit Gottfried als Kind, Geschwistern und Großeltern; mit seinem Vater vor der Wiener Hofburg, bezeichnet und datiert am 19.10.1935 (zu sehen: W. von Einem, der Stiefvater; Gottfried stammte jedoch von einem Anderen – dem ungarischen Grafen László Mária Bonaventúra Péter Hunyady von Kéthely); der junge Gottfried im Familien – oder Freundeskreis; zwei Bildnisse des Stiefvaters William (Wilhelm) von Einem (1871-1944; spätere Abzüge); Gertrud und Lianne von Bismarck, ca. 1950; Sohn Caspar als Kleinkind; Winterurlaub mit Sohn Caspar, 1957/58; eine Hochzeitsfeier (offenbar von Einem mit Lotte Ingrisch, 1966); ein weiteres Hochzeitsbild (Sohn Caspar mit erster Ehefrau?); ein Haus mit Gebirge (wohl das Wohnhaus in Ramsau) und ein Haus in Hannover, die Winterwohnung der Mutter bis 1920; das Haus von Einem in Malente-Gremsmühlen; in einer Karte an Helene von Einem in der Ramsau, der Großmutter Gottfrieds ("Omama"), seine Unterschrift als ca. Sechsjährigem (also um 1923/25), dazu die Unterschriften seiner beiden Halbbrüder. – Weiterhin vorhanden der Reisepass der jungen Lianne – hier der eigentliche Name: Line-Anne Mathilde – von Bismarck, ausgestellt Bad Doberan 1936, ein Skizzenbuch mit zwei Aquarellen und einer kleinen Geschichte, datiert April 1944, wohl von Lianne für Gottfried, und eine Karikaturzeichnung "zum Vermählungstag" mit zwei Tieren, die Beethovens Frühlingssonate (Notenzitat) spielen. – Die Briefe in den originalen Kuverts. – Leichte Gebrauchsspuren.