796: WAGNER, V. A.,

Minna's Hochzeit-Walzer von Ihrem Schwager. O. O., Dr. und Jahr (wohl Wien, um 1820/25). Qu.-4º. 7 S. (gestoch. Titel [in der Paginierung] und lithogr. Notentext). Lose Lage, ohne Einband. (101)
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Die im Titel dieses unbekannten Drucks genannten Namen sind schon ziemlich verführerisch für den Antiquar. So müssen wir eingestehen, aufs Glatteis geraten zu sein und hier an Richard Wagner und seine erste Gattin gedacht zu haben. Wir bitten, uns die falsche Zuweisung in früheren Katalogen zu verzeihen. – Hier nun die Auflösung des Rätsels: Das Papier zeigt ein deutlich zu erkennendes Wasserzeichen „UFF“, und dieses kann einem Papierfabrikanten aus Wiener Neustadt der Zeit um 1820/30 zugeordnet werden, die Forschung erwähnt es im Zusammenhang mit Beethoven. Über Wien wiederum lässt sich ein Komponist namens Wagner und mit diesen Vornamensinitialen ausfindig machen, der im RISM sogar mit sechs Drucken verzeichnet ist, den man aber in erster Linie als überragenden Juristen und Rechtsgelehrten kennt: Vincenz August Wagner (1790-1833), seit 1819 Professor an der juristischen Fakultät der Universität Wien und ab 1823 Mitglied der Hofkommission für die Justizgesetzgebung. Wagner hatte eine musikalische Ausbildung erhalten und stand in Kontakt mit Komponisten wie Anton Halm und Eduard von Lannoy, die ihn ermutigten, eigene Werke zu schreiben und auch drucken zu lassen. Wagner war als Jurist eine Koryphäe, aber ebenso vielseitig an Philosophie, Literatur und Musik interessiert. Hier hat er für seine Schwägerin eine Reihe von kleinen Walzern als Hochzeitsgeschenk verfasst und drucken lassen, ein fast verlorener Gelegenheitsdruck, aber recht schön gestaltet, vor allem durch den Titel mit Strahlenkranz. Vielleicht war der Drucker des Werks Thaddäus Weigl in Wien, bei dem auch drei andere Klavierstücke Wagners erschienen sind. – Letztes Bl. mit etwa fünf Zentimeter langem Einriss; etw. wasserrandig, fleckig und gebräunt.