747: HANDSCHRIFTEN – STILLE NACHT – "HEILIGE NACHT."

Musikmanuskript mit der Stimme "Violine". Nicht dat., Linz, Mitte des 19. Jhdts. Gr.-4º (31,5 x 25,3 cm). Ein Bl. mit einer S. Notentext. Lose. (22)
Startpreis: 260 - 400,- €


Das allseits berühmte, seit 2011 auch offiziell zum „immateriellen Kulturerbe Österreichs“ zählende Weihnachtslied von Joseph Mohr und Franz Xaver Gruber, entstanden 1818, wurde von Anfang an in Abschriften oder durch fahrende Sänger verbreitet. Ein erster Druck war zwar 1833 in Dresden erfolgt, doch blieb die handschriftliche Weitergabe gerade in Österreich noch bis nach der Jahrhundertmitte die wichtigste Form der Weiterverbreitung des Liedes. Unser Blatt ist anhand von Papier und Schrift in das mittlere 19. Jahrhundert zu datieren und stammt aus einer Linzer Sammlung von Notenmaterial verschiedenster Art. Interessant ist hier vor allem die frühe Kombination mit „O du fröhliche“. Die Violinstimme stammt wohl aus einem kleinen Instrumentalensemble, das Sänger begleitet hat. Man spielte beide Weihnachtslieder in einem Zug, verbunden durch ein Zwischenspiel und eröffnet von einer Einleitung, die die choralartige Melodie eines Kirchenliedes verwendet. Diese ist für uns einzig in einem Liederbuch aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nachweisbar (über RISM, ID-Nr.: 230003794, hier ebenfalls für Violine). Aber auch dort wird es sich nur um die Niederschrift einer tradierten Melodie handeln. Von „Stille Nacht“ leitet ein nicht identifizierbares Zwischenspiel (zuerst in a-Moll, dann in G-Dur) zum Beginn des „O du fröhliche“ in G-Dur über. Dass es sich bei unserer Niederschrift von „Stille Nacht“ um eine bereits abgewandelte Überlieferungslinie handeln muss, erweist sich vor allem an den Takten drei und vier, die den punktierten Rhythmus des Originals und seine feinere Melodieführung vereinfachen, wie das in manchen späteren Versionen üblich werden wird. – Mittelfalze, Knickspuren, gebräunt und etw. fleckig.