Umfangreiches Tagebuch einer jungen Frau aus Leipzig, von dem Beginn ihrer Arbeit in der Hauswirtschaft und als Bedienung in der großen Restauration ihrer Verwandten in der thüringischen Residenzstadt Altenburg bis zu ihrer Heirat und der Geburt ihrer beiden Kinder; durchgehend in sauberer Kurrentschrift geschrieben.
Die Einträge beginnen mit Notizen zu den täglichen Arbeiten ebenso wie zu den kleinen Vergnügungen auf dem Plateau, der mit dem Schlossgarten verbundenen Anhöhe oberhalb des 1842 eröffneten Bahnhofes, wo sich wohl auch das Restaurant von Onkel und Tante befand, in dem immer wieder große Gesellschaften bewirtet wurden. Anfangs notiert die junge Frau auch Rezepte mit den Zutaten, etwa für das Marinieren von Heringen, Sülze machen, Bohnen einlegen, Weißbiersuppe kochen oder Himbeeressig machen. Weitere Aufgaben sind das Nähen von Kleidung und immer wieder die Wäsche. Sie berichtet von den Festlichkeiten im Jahreslauf, vom Vogelschießen, Bauernauszug, Jahrmarkt und im November vom Schlachttag. – Den Winter verbringt die Schreiberin in Leipzig bei ihrer Familie. Sie listet etwa ihre Weihnachtsgeschenke auf, eine Granatbrosche, warme Schuhe, Eau de Cologne und Soda Seife, oder berichtet von Besuchen der Messe, des Bürgerballs oder des Thaliatheaters.
Als die junge Frau im Februar 1846 wieder nach Altenburg kommt, erfährt sie von Onkel und Tante, dass ein Herr Wendt um ihre Hand angehalten habe. Sie schildert die Szene ausführlich und vertraut ihre Erschütterung dem Tagebuch an: "… und ich wußte nicht, was ich sagen sollte, mein Herz ist mir zu schwer …" Sie verbringt dann einige Zeit zu Hause in Leipzig, um sich zu beruhigen. Das Tagebuch schweigt ab Mai über ihre Brautzeit. Erst im November beginnt sie wieder zu schreiben und erzählt im Nachhinein von ihrer Trauung am 28. Juli. Die Arbeit in der großen Wirtschaft ging danach wie zuvor weiter. Bei der großen Kirmes wurden 200 Personen bewirtet und die Schreiberin verzeichnet genau die Anzahl der verspeisten Gänse, Krapfen, Pasteten und Kuchen. Sie ist mit ihrem Mann nun glücklich, nur gelegentlich erzählt sie von Streitereien. Im folgenden August gebiert sie eine Tochter. Im März und Juni 1848 berichtet sie von einzelnen Ereignissen während der Revolutionszeit in Altenburg. Im September unternimmt sie mit ihrem Mann eine Reise nach Görlitz, sie besuchen Dresden und die Eltern in Leipzig. Im Dezember 1848 bringt sie einen Sohn zur Welt. Doch im März bricht das Tagebuch unvermittelt ab. Da sie zuvor über die Erkrankung der Kinder berichtet hat, mag ein Todesfall der Grund sein. – Auf den letzten Seiten des Buches hat zunächst die Schreiberin des Tagebuches Rezepte eingetragen, später noch eine andere Hand. – Wenige Bl. entfernt, etw. braunfleckig und leicht gebräunt. – Lokalgeschichtlich bemerkenswerte Quelle zum Alltagsleben einer Frau, von ihrer Zeit als junge Wirtschaftshilfe über die Heirat bis zur Mutterschaft.