3037: DEUTSCHER KÜNSTLER DER 1. HÄLFTE DES 19. JAHRHUNDERTS

Knabe mit Armbrust. Öl auf Leinwand. Nicht sign. und dat. (um 1830). 78,5 x 65,5 cm. – Gerahmt. (78)
Schätzpreis: 10.000,- €


Ein knabenhafter Jagdhelfer steht in Halbfigur nach rechts gewendet in dunkler Landschaft. Selbstbewusst hat er seine linke Hand in die Hüfte gestützt, während er in seiner Rechten die Saufeder hält. Auf dem Rücken trägt er eine Armbrust. Sein Blick führt nach rechts oben aus dem Bild hinaus. Dabei hebt sich sein feines Antlitz hell vor dem dunklen Fond ab, so dass die weichen Züge des jungen Mannes besonders akzentuiert werden.

Das Gemälde wurde 1994 aus dem Besitz der Familie von Kienlin erworben, wodurch die Spur eines ursprünglichen Hängungsortes nach Schloss Erolzheim (Lkr. Biberach) führt. Zur Zeit der Entstehung des Gemäldes war das Schloss in Besitz von Friedrich von Bernhard (1801-1871), der es 1830 von seinem Onkel Heinrich von Kiesow gekauft hatte, der wiederum das Schloss wenige Jahre zuvor 1826 aus dem Erbe des Alois Sebastian, Freiherrn von Bömmelberg, erworben hatte. Friedrich Bernhard war Jurist und wurde 1830 in den erblichen bayerischen Adels – und Freiherrenstand aufgenommen. Wohl auch zu diesem Anlass legte er sich den herrschaftlichen Sitz zu. Zudem gründete er 1831 zusammen mit Friedrich Hofstatt, den Künstlern Franz Graf von Pocci, Ludwig von Schwanthaler und Franz Freiherr von und zu Aufseß in München die "Gesellschaft für teutsche Alterthumskunde von den drei Schilden", die sich vor allem der Pflege und dem Erhalt der gotischen Kultur in Deutschland verschrieben hatte. – Das Haupthaus von Schloss Erolzheim brannte unter französischer Besatzung nach dem Zweiten Weltkrieg nieder. Sollte das Gemälde unter Friedrich von Bernhard in das Schloss gekommen sein, so wird es zu diesem Zeitpunkt wohl in einem der Nebengebäude untergebracht gewesen sein. Eine andere Möglichkeit ist, dass das Gemälde über die letzten Besitzer des Schlosses, die Familie von Kienlin, der Ausstattung hinzugefügt wurde. 1915 erwarb Albert Constantin von Kienlin das Gut, das in der Folge an seinen Sohn Max-Engelhardt überging. Das Schloss wurde 1987 verkauft und das Gemälde aus Kienlinschem Besitz gelangte sieben Jahre später in direktem Erwerb in Privatbesitz.

Es bleibt dennoch die Frage nach dem Schöpfer des Gemäldes zu klären. War der ursprüngliche Besitzer oder gar Auftraggeber von Bernhard, so weist die Spur nach München und stilistisch in die Kreise um Josef Karl Stieler (1781-1858). In jedem Fall war hier eine äußerst geübte und hoch qualifizierte süddeutsche Hand am Werk, die den Knaben mit Armbrust so lebendig auf die Leinwand brachte. – Mit dezenten Retuschen. – Provenienz: ehemals Max-Engelhardt von Kienlin, bis 1994. Privatbesitz, München. – Wir bitten um Abholung oder Spedition.