Kondolenzschreiben an die Witwe des Tenors Theo Strack, der am 19. Februar 1947 in Großgmain bei Salzburg gestorben war. Keilberth und Strack waren miteinander befreundet, und wie hoch der Dirigent den Sänger schätzte, wie viel er von dem älteren Musikerkollegen gelernt hatte, das legt er der Witwe in diesem Schreiben eindringlich dar. Er nennt Strack "eine der wesentlichen künstlerischen Begegnungen in meinem Leben". Interessant auch der Schluss. Hier berichtet Keilberth, wie er das Kriegsende als Leiter des Deutschen Philharmonischen Orchesters in Prag erlebt hatte: "Da wir entschlossen waren auch unter veränderten Verhältnissen in Prag zu bleiben, erlebten wir dort den Zusammenbruch und haben sehr Schweres durchgemacht. Erst verhaftet, dann eingesperrt, ich beschäftigt als Strassenarbeiter, geprügelt und misshandelt. Im Juni 45 wurden wir unter Verlust unserer gesamten Habe über Sudetenland abgeschoben. Per Zufall kamen wir nach Dresden. Hier wurde ich mit offenen Armen empfangen und sofort dabehalten. Bereits im Juli 45 dirigierte ich mein erstes Konzert u. im August haben wir in einem Saal mit ‚Figaro‘ die Oper neueröffnet." – Die Absenderadresse auf dem Kuvert rückseitig aufgedruckt: "Dresden-Loschwitz Schillerstrasse 19". – Minimal gebräunt und fleckig.