Schwedische Musikdrucke des mittleren 19. Jahrhunderts sind in der Regel von großer Seltenheit. Das Musikverlagswesen setzte dort erst im frühen 19. Jahrhundert ein, und es dauerte bis in die zweite Jahrhunderthälfte, bis sich die Geschäfte fest etablieren konnten und in nennenswertem Umfang Ausgaben produzierten, weitgehend beschränkt auf die Hauptstadt Stockholm. Der allmähliche Ausbau hing eng mit der Einrichtung lithografischer Anstalten oder von Kupferstich-Ateliers zusammen. Die schwedischen Musikdrucke des frühen und mittleren 19. Jahrhunderts wurden gewöhnlich nur in kleinsten Auflagen angefertigt, die interessierte Schicht adeliger und großbürgerlicher Musikliebhaber war dünn. Bewahrt wurde wenig, da sich der Geschmack wandelte, und schwedische Bibliotheken es zu dieser Zeit noch nicht für sinnvoll erachteten, derartige Erzeugnisse zu sammeln; das änderte sich erst im letzten Drittel des Säkulums. Dies zum Hintergrund, warum fast alle Ausgaben in diesem Sammelband Rarissima sind – unbekannt, verschollen oder allenfalls in Einzelexemplaren überliefert.
Enthält Werke von: Julius Bendix ("Sympathie Polka", op. 12, bei Hirsch, PN 517, 1852), Joseph Gung’l ("Marie-Wals", Hirsch, PN 517), Joseph Labitzky ("Hyde-Park Galopp", Hirsch, PN 517; "Natalia Vals", Götheborg, Arwidsson, 1852), Otto Nicolai ("Galopp öfver motiver ur Operan Muntra Fruarna i Windsor", Hirsch, PN 758, ca. 1854).
Eine Sammlung "Winter Dansnöjen". Utvald dans music spelad med stort bifall i Stockholm, arrangerad für Pianoforte, erschienen bei Hirsch (PN 875), konnten wir in keinem Exemplar nachweisen, nur eine spätere Ausgabe, 1858, während unsere, laut Besitzvermerk auf dem Titel, wohl im Jahr 1847 oder früher erschienen ist. Interessant ist vor allem das erste Stück darin: "Bukett-Wals af Strauss" (wohl ein Werk von Isaak Strauss, der nicht mit der Wiener Strauss-Dynastie verwandt ist, dankenswerter Hinweis von Prof. Eduard Strauss, Wien). Weitere Kuriositäten sind der bei Rylander in Stockholm erschienene Walzer "La Rose" (et) "Le Réséda", komponiert von der norwegischen Sängerin Alethe Due (1812-1887), nachweisbar zwar in der Svensk Bibliografi für das Jahr 1845, S. 24, aber in keinem Exemplar weltweit (über KVK und RISM). Es ist dies ihr einziges, nun wiederentdecktes Werk für Klavier solo. Ein gänzlich unbekannter Druck sind zwei Tänze "La pensée, Galop" und "L’Iris, Polka" von einem Komponisten, der sich nur H. S. abkürzt, exécutées au bal de S. Ex. le Ministre d’état de Norvège ce 10. février 1848, gedruckt bei Lundquist in Stockholm. Als Druck heute verschollen der "Dans-Salon" (3. Heft, Hirsch, ohne PN), eine Folge, die mindestens 6 Hefte umfasst hatte, dieses mit Musik von A. Schnötzinger und F. Weller, sowie eine Meyerbeer-Ausgabe aus der Oper "Robert der Teufel" ("Robert af Normandie") mit deutschem Titel "Auswahl beliebtester Stücke", erschienen bei Meyer in Stockholm (ohne Jahr und PN). – Ein Titel mit zwei kleinen Randeinrissen, leicht fleckig und gebräunt.
Mit eingebunden zwei Drucke aus Deutschland mit Werken von J. Labitzky (Waldblumen – Drei Polka, Leipzig) und J. Gung’l (Träume auf dem Ocean, Berlin, Breslau) – Aus dem Besitz der schwedischen Adeligen Sophia von Platen, geborene von Stockenström (1801-1887), verheiratet 1833, mit Major Gustaf Reinhold von Platen (1795-1850); Vorderdeckel monogrammiert "S. v. P."), auf dem Titel mehrerer Drucke Besitzvermerke, Stockholm 1853, Upsala 1847 etc.