Einziges nachweisbares Exemplar der bei Breitkopf und Härtel erschienenen ersten deutsch-französischen Ausgabe. – Von diesem, auch in seiner französischen Originalausgabe höchst seltenem Werk weiß man erstaunlich wenig, was die Entstehung anbelangt. Verwunderlich ist dies nicht zuletzt deshalb, da das erste der Lieder "Le beau Dunois" unter dem Titel "Partant pour la Syrie" (der Textbeginn) in der zweiten Republik sozusagen zur inoffiziellen Nationalhymne Frankreichs geworden ist. Publiziert wurde diese Sammlung von zwölf "Romances" für Singstimme und Klavier unter dem Namen der Hortense de Beauharnais, der zwar von Anfang an nur als Monogramm angegeben wurde, aber jedermann bekannt war.
Die erste Ausgabe erschien um 1807, am Anfang ihrer Zeit als Königin von Holland, an der Seite ihres Ehemanns, Louis Napoleon Bonaparte, dem Bruder Napoleon Bonapartes. Diese erste war eine nur in sehr geringer Auflage erschienene Prachtausgabe, illustriert mit Kupferstichen, deren Platten nach Abzug vernichtet worden sind. Die Musik dazu wird bis heute gemeinhin als Werk Hortenses angenommen, aber ihr Biograf Joseph Turquan schrieb zu dieser Frage wenig schmeichelhaft: "Man behauptet, Herr de Forbin habe den Text zu den berühmten Liedern Hortenses geliefert; fest steht, daß Alexander de Laborde das Lied ‚Partant pour la Syrie‘ verfaßte. Plantade, den Hortense später im Haag zu ihrem Kapellmeister ernannte, machte die Melodie, Carbonnel, ihr Musikmeister … componierte die Begleitung. Hortense hatte das Verdienst, diese Gesänge vorzutragen, und das verstand sie, wenn auch gerade nicht mit Talent, so doch mit vieler Anmuth und Grazie…" (deutsche Ausgabe, Bd. I, Leipzig 1897, S. 90f.). Ob die Musik wirklich von Charles-Henri Plantade (1764-1839) und Joseph François Carbonel (1773-1855) stammt, sei dahingestellt. Für den französischen Text scheint tatsächlich nur das Lied "Partant…" als Werk Labordes gesichert. Ob die übrigen wirklich aus der Feder des als Napoléons Louvre-Kurator bekannten Louis Nicolas Auguste de Forbin (1777-1841) stammen, war nicht einmal dem Übersetzer des deutschen Textes in unserer Ausgabe bekannt, wie er im Vorwort schreibt – ohne aber seinerseits eine Autorschaft preiszugeben, doch ist diese erschlossen worden: Goedeke verzeichnet das Werk unter Gottlob Adolf Ernst von Nostitz und Jänkendorf (1765-1836), der zwar im Hauptberuf Politiker war, aber als Dichter in seiner Zeit weiten Ruhm erlangt hat (Goed. VII, 280, 11). Besprochen wurde unsere um die Kupferstiche reduzierte deutsch-französische Ausgabe in der Allgemeinen musikalischen Zeitung, April 1817, S. 255-57, in recht wohlwollender Art. Hortense war zu dieser Zeit bereits im Schweizer Exil, von ihrem Mann hatte sie sich schon 1810 getrennt. – Leicht fleckig und gebräunt.
NACHGEB.: I. BERWALD, J. F., Quatre chansons françoises pour le pianoforte. Kopenhagen, Lose, o. J. und PN (1813). – Verschollener Druck (einzige Ausgabe) des schwedischen Komponisten Johann Fredrik Berwald (1787-1861). – II. PIANTANIDA, G. B., Romance D’ou te vient cette fleur charmante … avec accompagnement de piano forte ou guitarre. Ebda., o. J. und PN (wohl um 1810). – RISM A/I PP 2033a – hier dem falschen Komponisten zugeordnet, Gaetano (1752-1835), nicht Giovanni (1706-1773) Piantanida. – Wie der folgende Kopenhagener Lose-Druck äußerst selten. – III. DERS., La femme et la fleur. Au sein d’une fleur, avec accompagnement de pianoforte ou guitarre. Ebda., o. J. und PN (wohl um 1810). – RISM A/I P 2033. – Ein Band mit absoluten Raritäten des Liederschaffens des frühen 19. Jahrhunderts aus dem Besitz der schwedischen Adeligen Sophia von Stockenström (1801-1887) (monogrammiert: "S. v. S.").