260: PERGAMENTBLÄTTER – CHRISTUS-WAPPEN IN ROCAILLEBORDÜRE.

Miniatur aus Deck – und Goldfarben auf Pergament. Wohl südliches Deutschland, um 1760/80. 29,9 x 20,8 cm. (20)
Startpreis: 240 - 350,- €
regelbesteuert 19% MwSt.


Die dekorative Miniatur in kräftigen Farben zeigt das ungewöhnliche Motiv des Schmerzensmannes der Gregorsmesse in einem bekrönten Wappenschild, darunter die Beischriften „Ecce homo“ und „Rex regum“, das Ganze eingefasst von einem breiten Rahmen aus buntfarbigem Muschelwerk mit einigen Blüten und Blättern. Durch eine angedeutete Basis erhält die Darstellung den Charakter einer Art von Altärchen oder Altaraufsatz, wozu das Thema der Gregorsmesse gut passt. – Wir haben es hier mit einem der letzten Ausläufer einer besonderen Ikonographie zu tun, die sich im Spätmittelalter im Zusammenhang mit der Gregorsmesse und den „Arma Christi“ entwickelt hat. Entscheidend dafür ist, dass die Leideswerkzeuge nicht nur als Waffen, sondern auch als „Wappen Christi“ gedeutet worden sind (grundlegend dazu: W. Scheffler und O. Neubecker, Das Wappen Christi, Görlitz 1943). Hier ist der Bildgegenstand des Wappenschildes die Büste des Schmerzensmannes selbst. Besonders beliebt waren die Wappen-Christi-Darstellungen in Kartäuserklöstern. Möglicherweise könnte unsere Miniatur aus der Kartause Buxheim stammen, aus der mehrere Schmerzensmann-Darstellungen des späten Mittelalters bekannt sind, darunter der Altarflügel „Schmerzensmann zwischen zwei Engeln und den arma Christi“ (heute Staatsgalerie Stuttgart, Inv. Nr. 1739). – Bindespuren am linken Rand mit mehreren kleinen Doppellöchern. – Leicht fleckig, wenig gebräunt.