2281: KUNSTHANDWERK – MARIONETTENTHEATER

Gämmerler wurde 1889 als Sohn eines Buchbindermeisters in München geboren. Hier absolvierte der junge Mann seine Ausbildung, zunächst ab 1904 in der Buchbinderei und daneben im Zeichnen. Gleich nach dem Abschluss 1908 studierte er Malerei an der Münchner Kunstakademie und bildete sich dazu im Schnitzen aus. Schon zu Studienzeiten arbeitete Gämmerler als Bühnenbildner und Figurenschöpfer für das Münchner Marionettentheater. Diese Liebe zum Theater sollte ihn noch die ersten Jahre seiner Tätigkeit begleiten, ehe er sich dann ganz der Schöpfung von Krippen widmete und so zum "bayerischen Krippenpapst" avancierte. Zu seinen wohl bekanntesten Arbeiten gehören die Neugestaltung der ältesten Krippe Bayerns in St. Michael in München oder die Jahreskrippe der Marianischen Männerkongregation in der Unterkirche der Bürgersaalkirche.

Unser Los umfasst aus diesen frühen Schaffensjahren des Künstlers 30 Marionettenfiguren, die er für den eigenen Gebrauch geschaffen hatte: ein Prinz, zwei Teufel, ein Mohr, drei römische Soldaten, ein Lausbub, eine alte und zwei jüngere Frauen sowie zahlreiche Gelehrte, Beamte und junge Männer.

Beiliegt ein Album mit 26 Schwarzweiß-Fotografien. Neben einem Bild des jungen Künstlers sind hier zahlreiche seiner Figuren und Bühnenbilder zu finden, die ein beredtes Zeugnis von der Schaffenskraft, dem Detailreichtum und der Liebe zum Marionettentheater ablegen. Die Titelseite bezeugt, dass das Album als Hochzeitsgeschenk innerhalb der Familie weitergegeben wurde.

Zu dem Los gehört außerdem eine Gouache des Künstlers, sign. und dat. 1918, mit den Maßen 24,5 x 44 cm. Sie zeigt eine Theaterbühne mit zum Leben erweckten Marionettenfiguren, die sich in einer Kristallhöhle um einen Thron versammelt haben. Im Fotoalbum finden sich 2 Aufnahmen dieser Gouache.

Da heute vor allem Krippen von Gämmerler bekannt sind, ist diese Zusammenstellung eine absolute Rarität und gewährt einen einzigartigen Einblick in das Privatleben und die frühe Schaffensphase des "Krippenpapstes". – Ohne Kostüme, mit leicht beriebener Fassung und leichten Altersspuren.