Der „Zither-Maxl“

Viele Anekdoten ranken sich um Herzog Max in Bayern. Die beliebteste ist wohl die vom zitherspielenden Herzog. Seine Leidenschaft für die Zither hat ihm im Volksmund den Namen „Zither-Maxl“ eingetragen. In einem seiner wenigen veröffentlichten Gedichte hat er seine Liebe zur Zither in einem heiter-melancholischen Ton zum Ausdruck gebracht: „Das liebste auf der weiten Welt / Ist mir der trauten Zither Spiel, / Ich schätz‘ es mehr, als alles Geld / Und kostet’s auch der Mühe viel. / Bin froh und guten Muthes ich, / So freut sie sich mit ihrem Herrn, / Und fühl‘ ich trüb und traurig mich, / So theilt sie meinen Kummer gern.“ Ein Konzert des damals in Deutschland gefeierten Zither-Spielers Johann Petzmayer in Bamberg hatte 1837 des Herzogs Begeisterung für dieses Instrument geweckt. Petzmayer, gerühmt als „Paganini der Streichzither“, wurde von Max sogar zum Kammervirtuosen erhoben. Bis zu seinem Tod begleitete Petzmayer seinen Gönner auf allen Reisen und war bei  Festlichkeiten stets zugegen.

Max pflegte altbayrisches Brauchtum und  veröffentlichte 1846 unter seinen Initialen „H. M.“ einen kleinen Band mit „Oberbayerischen Volksliedern mit ihren Singweisen“. Er beschränkte sich nicht nur auf das Sammeln von Liedern, sondern komponierte auch selbst. Nahezu 70 Kompositionen für Zither und Klavier sind nachgewiesen, darunter Märsche, Quadrillen, Polkas, Mazurkas, Walzer und Ländler. „Die Kompositionen klingen unbeschwert und heiter, Anregungen aus Wirtshäusern und ländlichen Tanzböden sind unverkennbar, seine Quelle ist die Volksmusik“ (Heres, Volksmusik in Bayern, S. 53). Seine Werke widmete er oft Freunden. Den Walzer „Die Brüder“ hat er Karl und Fritz von Buseck zugeeignet. Die beiden hatten ihn 1838 auf seiner Reise in den Orient begleitet. Auch Familienmitglieder wurden mit Kompositionen bedacht wie Marie von Bayern, die Gattin von König Maximilian II.  Unter den Widmungsträgern sind auffallend viele weibliche Namen zu finden. So heißen die Tänze: „Henrietten-Walzer“ und „Marien-Quadrille“. An eine schöne Unbekannte richtet sich die „Schatzerl-Polka“. Das Komponieren ist ihm anscheinend leicht von der Hand gegangen. Sein Freund, der Zeichner und Karikaturist Franz von Pocci, hat ihn als „Schnellkompositeur“ verewigt: Pfeiferauchend an der Zither, neben sich einen Bierkrug, vor sich Noten und ein Tintenfaß. Pocci hat seine Zeichnung mit der bissigen Unterschrift versehen: „Telegraphenklänge, 12 Ländler für die Zither in 5 Minuten komponiert“. Manche seiner Kompositionen erfreuten sich in den Tanzsälen und Salons der Zeit großer Beliebtheit.

Seine Werke sind teils hübsch illustriert wie der Walzer „Die Nachtfalter“, der Königin Marie von Bayern gewidmet ist. Auf dem Vorderdeckel erhebt sich in der oberen Bildmitte Schloß Hohenschwangau, das der Königin mit Familie als Sommerresidenz diente. Rechts und links davon befinden sich Städteansichten von München und Berlin, eine Reminiszenz an die Heimat der Königin, die im Berliner Stadtschloß zur Welt gekommen war. Eine kleine Abbildung am unteren Rand zeigt Wasserschloß Unterwittelsbach bei Aichach (irrtümlich von Schusser als Schloß Possenhofen mit Schloßkapelle bestimmt). Herzog Max verbrachte dort viele unbeschwerte Sommermonate bei Musik und Jagd.  Die kleinen Darstellungen werden umrahmt von reichem Ranken- und Flaggenwerk sowie Sängern in feucht-fröhlicher Runde. Die Illustrationen erinnern an die ausgelassenen Abende im Max-Palais in der Ludwigstraße, wo der Herzog eine „Tafelrunde“ mit 14 „Rittern“  empfing. Die Gesellschaft aus Künstlern und Gelehrten traf sich im Billardsaal seines Hauses, in dem er ein „Café chantant“ nach Pariser Vorbild eingerichtet hatte. Dort wurde nach einem üppigen Mahl und erlesenem Wein in fröhlicher Runde in Reiseerinnerungen geschwelgt, gedichtet und erzählt, komponiert und musiziert. Auch die Kompositionen, die Max gewidmet sind, sind aufwendig gestaltet wie der Walzer „Die Schüchternen“ von Max Taufkirchen. Den Titel ziert eine Girlande mit Weinblättern, zwei Musiker spielen mit Blasinstrumenten auf, eine Frau in Tracht spielt Zither, und ein Jäger schnalzt mit den Fingern dazu. – Von Herzog Max liegen folgende Kompositionen vor: Opus 6, 10 (2), 12 (2), 13 (2), 20,  22 (2),  34 (2), 44 (5), 46 (2), 47, 50 (2) und 64 (59). – Von Kompositionen mit gedruckten Widmungen an den Herzog sind vorhanden: Franz Seraphim Barraga, „Maximilians-Polka“ (18) und „Slowanka“ (4); Franz Xaver Burgstaller, „100 Unterlaendler“ (3); Marie von Eichthal, „Laendler“; Wilhelm Kühner, „Nacht- und Tag-Wache-Signal-Galopp“ (7); Friedrich Ottl, „Brillante Variationen“ (9); Johann Petzmayer, „Original-Ländler“; Rudolph Schachner, „Wie es euch gefällt“; Max von Schaky, „Fantasie et variations“; Franz Sopp, „Variations“ (2); Peter Streck, „Militärische Märsche“ (8); Max Taufkirchen, „Die Schüchternen“ (2); Joseph Treu, „Erinnerung an’s Allgäu“; von einem anonymen Komponisten “Die Dilettanten“.

– Mehrere Beilagen.

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